Über das Aktmodeln

16. Dezember 2015

Autorin: Dimdi (Modelkartei) vom 14. Mai 2015

 

„Ui, das könnte ich nicht!“ – das ist wohl die häufigste Reaktion, die ich erhalte, wenn ich über mein ungewöhnliches Hobby spreche. Eine Mischung aus Faszination und Abscheu, Neugier und Abneigung hält die meisten davon ab, weitere Fragen zu stellen.

Dabei antworte ich doch so gerne!

 

 

„Wie hat das mit dem Aktmodeln denn angefangen?“

Das würde ich gerne öfters gefragt werden, zum Beispiel.

Das hat nämlich in Chur begonnen, und war gleich mein direkter Einstieg ins Shooten. Meine ersten Shootings überhaupt hatte ich nämlich bei einem namhaften und grossartigen Fotografen für Aktfotografie. Bis heute ist er einer meiner Lieblingskünstler und jedes seiner Bilder fasziniert mich aufs Neue.

 

 

„Wie findest du vertrauenswürdige Fotografen und wonach suchst du sie aus?“

Hier möchte ich gerne auf meinen allgemeinen Text zum Thema verweisen. Ich suche mir Fotografen für Aktbilder genau nach dem gleichen Schema aus, wie ich mir alle anderen Fotografen aussuche.

Beim Akt-Bereich reicht mir aber Facebook normalerweise nicht, da man hier ja alle Bilder zensieren muss. Ich sehe mich deshalb sehr gerne auf der Modelkartei um oder auf der Homepage des Fotografen. Anschliessend entscheide ich mich nach den im Text erwähnten Punkten.

 

 

„Wie läuft so ein Shooting ab?“

Das Shooting läuft ab, wie jedes andere Shooting auch. Man spricht im Voraus ab, welche Sets man shooten möchte, welche Kleidung man dazu benutzen möchte, welche Schuhe und welche Accessoires… und macht dann etwas komplett anderes. 🙂

Die meisten Fotografen sind voll lieb und arbeiten sich langsam von Portrait über Dessous zu Akt.

Das ist mir persönlich nicht so lieb, da ich so vorher ja Kleidung anhabe, die Abdrücke auf der Haut hinterlässt. Das stört dann bei den anschliessenden Bildern… dazu gleich mehr bei der nächsten Frage.

Dann ist  es meist auch so, dass mir der Fotograf die Bilder an der Kamera kurz zeigt, damit ich entscheiden kann, ob mir denn etwa passt, was so im Entstehen ist. Ich sehe, wie der Fotograf arbeitet und kann versuchen, mein Posing entsprechend anzupassen, etc.

 

 

„Was muss ich vor einem Aktshooting Besonderes beachten?“

Das selbe, wie vor jedem anderen Shooting, siehe hierzu mein „Leitfaden für Anfängermodelle“. Ganz wichtig bei Akt ist es meiner Meinung nach, auf anderen Bildern eventuell nicht sichtbare Tattoos oder Narben im Voraus zu erwähnen, damit sich der Fotograf darauf einstellen kann.

Ausserdem eine saubere Rasur an allen dir wichtigen Stellen, so, dass du dich während dem Shooting wohl fühlst. Also keine Stoppeln, aber auch keine gereizte Haut.

Ausserdem, wie oben erwähnt, keine zu enge Kleidung. Sockenspuren oder BH-Träger-Einschnitte sind nun wirklich nicht schön anzusehen und können ein tolles Aktbild meiner Meinung nach ziemlich zerstören. Auch wenn sich vieles mit Photoshop beheben lässt, so muss man doch nicht unnötig Arbeit generieren.

 

 

„Wie viel Geld verdienst du denn damit?“

„Eigentlich nichts“ wäre meine Antwort – denn bis auf einige sehr selten geworden Ausnahmen, wo ich für Aktworkshops als Modell einspringe oder bei Shootings, bei welchen ich die Bilder nicht für meine Eigenwerbung nutzen kann, erhalte ich ab und zu einen bescheidenen Obulus.

Ich shoote meistens „tfp“, das heisst „time for pictures“ und bedeutet im Fotojargon so viel wie: Jeder bezahlt mit seiner Arbeit, also sowohl Fotograf wie auch Visa und Modell. Jeder bezahlt die ihm entstehenden Kosten selber und verwendet die Bilder anschliessend auch nur zur Eigenwerbung und unter Nennung des Namens aller Beteiligten. Ich darf also meine Fotos zum Beispiel für meine Visitenkarten verwenden – aber ich darf nicht einen Packen Kalender drucken lassen und den dann gewinnbringend verkaufen.

Doch „eigentlich nichts“ ist als Antwort auch wieder falsch – denn eigentlich wäre „alles, was ich mir wünsche“ richtiger: Ich werde ja mit den Bildern der Fotografen, die ich selber bewundere, „bezahlt“.

Ich arbeite also für die Freude an meiner Arbeit und für die Ergebnisse.

Und das ist ja wohl der tollste Lohn, den man sich als Modell wünschen kann, oder?

 

 

„Kannst du von den Fotos denn leben?“

Das werde ich sogar hin und wieder gefragt. Diese Frage halte ich allerdings für Bauchpinselei – immerhin müsste man da in der Schweiz wohl schon ziemlich dick im Geschäft sein, um vom Modeln leben zu können – und das bin ich auf gar keinen Fall, wie ja etwas weiter oben schon geschrieben steht.

 

 

„Was arbeitest du denn sonst so? So im richtigen Leben?“

Das würde ich also wirklich, wirklich liebend gerne häufiger gefragt.

Ich bin nämlich unglaublich happy: Ich darf in meinem absoluten Traumberuf arbeiten. Ich bin Bibliothekarin in einer wunderschönen wissenschaftlichen Bibliothek in einem wunderbaren Team.

 

 

„Würdest du denn nicht fristlos entlassen, wenn deine Vorgesetzten von deinem Hobby erführen?“

Selbstverständlich würden sie mich nicht entlassen! Sie wissen von meinem Hobby, haben sogar schon einige Bilder gesehen und stehen voll hinter mir und meiner Kunst.

 

 

„Was würde nur deine Mutter sagen, wenn sie von diesen Bildern wüsste?“

Oh, glaubt mir: Meine Mutter ist einer meiner grössten Fans und sehr stolz auf meine Werke. Sie sieht jedes Bild als eine der ersten und gibt mir immer ihr ehrliches Feedback.

 

 

„Und was sagt dein Freund dazu?“

Oh, auch mein Verlobter steht voll hinter mir und meiner Kunst, er begleitet mich zu jedem Shooting und sucht gemeinsam mit mir die schönsten Bilder aus, die ihr dann auf meiner Fanpage anschauen könnt.

Wir entscheiden gemeinsam, welche Bilder züchtig genug für Facebook sind und welche auf die Modelkartei gehören.

 

 

„Uh, wenn wir grad dabei sind… was verpasst man denn da so auf der Modelkartei?“

Das werde ich doch tatsächlich hin und wieder gefragt. Auf die Modelkartei stelle ich alle Bilder, die Akt sind. Ich mache aber „nur“ klassische Aktbilder, also solche, die in einem Kunstband abgedruckt werden könnten oder in einer Galerie gezeigt werden dürfen. Wenn Facebook nicht so nippelfeindlich wäre, würde ich auch euch diese Bilder gerne zeigen. Es sind wunderbare Bilder, meist mit viel Landschaft, und ich bin sehr stolz darauf!

 

 

„Schämst du dich denn nicht, so nackt, vor fremden Menschen…?“

Nein, gar nicht. Immerhin bin ich ganz bestimmt nicht die erste, die dieser Fotograf nackt sieht. Und er sieht mich jetzt auch nicht als Frau, sondern als Teil seiner Kunst. Als Leinwand vielleicht. Schämst du dich vor deinem Frauenarzt? Na also. Wir arbeiten hier.

 

 

„Was hast du sonst so für Hobbies?“

Einige. Mein Verlobter und ich haben gemeinsam einen Schrebergarten. Ausserdem sind wir in einem karitativen Projekt engagiert, der Schreibhilfe. Ich lese auch sehr gerne, vorzugsweise blutige Thriller, Biografien oder spannende Sachbücher. In der Zeit, die dann noch bleibt, unternehmen wir viel mit unserer Familie, den Eltern, unseren Geschwistern und unseren Grosseltern. Wir lieben unsere Familie und geniessen die Zeit mit ihnen und den tollen Kontakt sehr.

 

 

„Machst du viel Sport oder achtest du besonders auf deinen Körper?“

Nein. Wer mit mir shooten möchte, der soll mich bitte so akzeptieren, wie ich bin. Unsportlich, tätowiert & gepierct!

Ja, ich war eine Zeit lang etwas fülliger – aber nein, ich habe nicht fürs Modeln abgenommen. Auch zu diesem Thema hab ich mal einen kleinen Text geschrieben, den ihr in meiner Textsammlung finden könnt.

Ich rauche nicht und trinke keinen Alkohol sowie meistens nur Wasser und keine gesüssten Getränke. Dafür esse ich viele tolle Sachen, mit viel Kalorien, Fett und einer Extraportion Sahne! 😉

 

 

„Ist das denn nicht anstrengend, sich für die Bilder so zu verrenken? Frierst du da nicht, so nackt?“

Verdammt noch mal, ja, doch, es ist sehr anstrengend! Und ich friere meistens wie ein Schlosshund, während ich mich in den unmöglichsten Positionen verrenke und verbiege und balanciere und Körperspannung halte! Nach einem Shooting bin ich meist absolut kaputt und falle nach einer kurzen Dusche zerstört der Länge nach aufs Sofa.

Aber das ist es wert!

So. 🙂

 

 

„Wurde denn auch schon was von dir veröffentlicht?“

Jaaa!! TEXTE! 😉 😛 Zusammen mit einigen Bildern von mir wurde einer meiner Texte in einem Buch abgedruckt. Das kann man kaufen. Ist von einem richtigen Verlag! Darauf bin ich wahnsinnig stolz.

Und auf einem CD-Cover war ich. Und Teil von ein, zwei Kalendern… die aber nicht verkauft wurden, sondern als Werbegeschenke gedacht sind.

 

 

„Ich mag auch Aktmodeln. Was rätst du mir?“

Fang mit einem Fotografen an, dem du zu 100% vertraust. Schaut euch die Bilder gemeinsam an und sagt, was euch daran auffällt und was euch gefällt und was nicht.

Aktfotografie ist schwierig, sowohl für den Fotografen als auch fürs Modell. Alles muss stimmen, jedes (falsch) platzierte Körperteil fällt auf.

Was geht für dich nicht? Sag das klar und achte darauf, dass sich der Fotograf daran hält.

Ich zum Beispiel mache keine Aufnahmen, bei denen der Schambereich sichtbar ist. Nicht mal im Ansatz. Meine Fotografen halten sich daran.

 

 

„Oh, soso. Der Schambereich. Du, welche Begriffe sind heutzutage beim Aktmodeln gültig?“

Au weia! Das kann ich auch nicht abschliessend beantworten.

Für mich nutze ich die Begriffe wie folgt Vigilix support number , das mag ein anderer aber wieder ganz anders verstehen:

 

Verdeckter Akt = „facebooktauglich“. Keine Nippel, kein Schambereich zu sehen. Diese Stellen werden durch Posing oder andere Körperteile verdeckt.

Halbakt = „oben ohne“. Könnte auch untenrum sein, aber ich verstehe es so.

Akt / klassischer Akt = Nackt, aber in „geschlossenen“, anmutigen Posen. Für mich: Kunst.

Das ist der Aufnahmebereich, bis zu dem ich shoote. Ich möchte dabei keinen direkten Einblick in meinen Schambereich, sprich, keine Ansätze des Intimbereichs sind zu sehen. Nur glatte Haut. So.

 

Freizügiger Akt / Pink Shots = Gespreizte Beine.

Erotischer Akt = mit enstprechenden, lasziven Gesten spielen.

Porno = (Darstellen von) sexuellen Handlungen an sich oder anderen Modellen. Auch Küssen oder das Andeuten davon zählt für mich hierzu.

 

 

„Wie lange rechnest du für ein Aktshooting?“

Ich möchte bei meinen Shootings nicht auf die Uhr sehen müssen. Meine Shootings dauern inkl. Styling & Makeup aber exkl. An- und Abreise im Normalfall einen halben Tag, d.h. 4-5h.

Es passiert aber immer öfter, dass sowohl Fotograf als auch Visa & ich bereits nach 1-2h reiner Shootingzeit alles im Kasten haben und zufrieden mit den entstandenen Ergebnissen sind.

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